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Béa: «Lani und ich erleben und entdecken viel gemeinsam»


«Bei unserer ersten Begegnung hat mich Lani nur angebellt. Ich kniete mich dann zu ihr hinunter, sprach mit ihr und sie beschnupperte mich. Heute bin ich ihre Gotte, hüte sie jede Woche einen Tag und eine Nacht und wenn ihr Frauchen in den Ferien ist, auch länger. Lani ist einfach ein liebenswertes Schlitzohr, dem ich nicht böse sein kann. Dazu sind ihre Äuglein zu schön und deren Ausdruck zu schalkhaft. Lani ist ein Mischling, sieht aus wie ein Füchslein und ist jetzt zweieinhalbjährig. Ihre Besitzerin hat sie vor dem Lockdown aus einem Tierheim in Portugal geholt.


Im Herbst darauf habe ich angefangen, Lani zu hüten. Wir haben dann zu dritt eine Hundetrainerin besucht. Es ist wichtig, dass wir im Umgang mit Lani dieselben Regeln anwenden und die gleichen Befehle verwenden. Wir sagen ‹Pfui oder sii laa›, wenn Lani etwas fressen will, was sie nicht darf oder ‹waaarte›, wenn sie es besonders eilig hat. Vielleicht wird Lani von mir etwas mehr verwöhnt, als von ihrer Besitzerin, aber ich bin ja die Gotte und darf das. Wenn Lani bei mir ist, nehme ich mir viel Zeit für sie. Es sind meine Hundetage. Wir unternehmen alleine oder mit anderen Hundebesitzerinnen einen ausgedehnten Spaziergang beim Bantiger, am Gurten, an der Sense oder in Köniz. Egal bei welchem Wetter, mit Hunden musst du jeden Tag mehrmals raus. Dafür erlebst du, was alles in der Natur abgeht. Was sich verändert, wann welche Vögel kommen und gehen. Es ist mega schön draussen, egal ob im modrigen Herbst oder im Frühling. Lani und ich erleben und entdecken viel gemeinsam. Jeder Spaziergang ist anders. Sie maust gerne, ist aber ebenso eine interessierte Beobachterin und spielt sehr gerne mit anderen Hunden. Manchmal setzen wir uns auf ein Bänkli. Dann verhält sich Lani ganz still, spitzt ihre Öhrli und hat alles im Blick.


Wenn ich mit Lani unterwegs bin, mache ich viele Bekanntschaften. Die Leute bleiben stehen, wir unterhalten uns, Kinder wollen Lani streicheln. Lani ist scheu, aber sehr sozial. Nicht selten spaziert man dann ein Stück gemeinsam und unterhält sich. Es kommt vor, dass mir Leute ihr halbes Leben erzählen.Teils sind die Begegnungen auch berührend, gerade mit älteren Menschen, die einsam sind. In der Nähe eines Altersheims bin ich einer Frau begegnet, die an einem Rollator ging. Lani und ich haben das Tempo gedrosselt und sind mit ihr mitspaziert. Ihre Freude an Lani und an der Unterhaltung waren der Frau richtig anzusehen. Zum Abschied hat sie sich noch bedankt.


Mir ist aber auch bewusst, dass nicht alle Leute Hunde mögen, teils auch Angst vor ihnen haben. Das merke ich an deren Reaktion. Dann rufe ich Lani zu mir und wir warten, bis die Spaziergänger vorbei sind. Es gibt auch immer Leute, die mir Tipps geben, wie ich mit Lani umgehen soll. Auf solche Gespräche mag ich mich nicht einlassen, bedanke mich und gehe zügig weiter. Von Hundeflüsterern und Ähnlichem halte ich nicht viel. Beim Umgang mit Tieren vertraue ich auf den gesunden Menschenverstand. Dank Lani habe ich eine Nachbarin kennen gelernt, die seit zwanzig Jahren schräg gegenüber wohnt. Ich konnte es kaum glauben, dass wir schon so lange Nachbarinnen sind und uns nie über den Weg gelaufen sind. Sie hat einen Hund, Jazz. Wir vier sind jetzt befreundet und gehen manchmal zusammen spazieren. Ich habe die beiden auch schon zum Znacht eingeladen. Für uns gab es Raclette und für Lani und Jazz Cervelat.


Ich mochte Tiere schon immer sehr gerne. Als Kind hatten wir daheim eine Katze, Kaninchen und Meerschweinchen. Ich liebe einfach alles, was Fell hat. Mein Götti schenkte mir einen Hund, Susi. Da war ich noch klein. Susi lag neben mir im Stubenwagen, wurde mir erzählt. Später habe ich mit ihr gespielt und ihr Zirkuskunststückli beigebracht. Wir zwei waren unzertrennlich. Als sie starb, ging ich eine Woche lang nicht zur Schule, so habe ich gelitten. Meinen Eltern blieb nichts anderes übrig, als wieder einen Hund zu kaufen.

Bilder: Béa/zvg

Seither hatte ich aber nie mehr einen eigenen Hund und will auch keinen, da ich viel unterwegs bin und gerne reise. Ich wüsste nicht, wem ich das Tier anvertrauen möchte. So, wie es jetzt mit Lani ist, ist es perfekt. Während der Zeit, die sie bei mir verbringt, richte ich meinen Alltag nach ihr. Ich habe ihr eine Schlafecke eingerichtet und einen Platz mit Spielsachen. Sie ist für mich wie eine Freundin. Wir trainieren auch viel. Hunde brauchen das und Lani gefällt es. Ich verstecke den Goodies-Beutel und sie muss ihn suchen, dann gibts eine Belohnung. Lani schaut mir auch gerne zu, wenn ich meine Turnübungen mache und wenn sie will, turnt sie mit. Sie ist verspielt, treibt gerne Schabernack und bringt mich zum Lachen.


Seit ich zurückdenken kann, habe ich Hunde von Freunden gehütet. Das mache ich heute noch ab und zu, wenn Lani nicht bei mir ist. Einmal ging ich mit einem Hund aus einem Tierheim spazieren, aber das ist nicht mein Ding. Mich stimmte traurig, nicht zu wissen, ob das Tier jemals einen Platz findet und wenn ja, bei wem? Derzeit frage ich mich öfters, wie viele der Hunde, die während der Pandemie gekauft worden sind, im Tierheim landen werden? Die Leute können sich ja nun wieder anders beschäftigen. Hunde erfordern Zeit, Geduld und verursachen Arbeit. Ich möchte einfach allen ans Herz legen, vor diesem Schritt eine Hundetrainerin aufzusuchen. Sie kann im Umgang mit dem Tier helfen und Erleichterung bringen. Dann überlegt es sich die eine oder der andere vielleicht nochmal und schiebt den Hund nicht in ein Tierheim ab.» (fz)⁣

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